Landeshauptstadt Kiel: Gestern und heute

Die günstige Lage am Wasser erkannte der Stadtgründer, Graf Adolf IV von Schauenburg, auf den ersten Blick. Er ließ um 1233 auf einer Halbinsel, umschlossen von einem Fördearm – dem heutigen “Kleinen Kiel” – seine “Holstenstadt tom Kyle” anlegen.

Der Name tom Kyle ist ein altdeutsches Wort für Quelle, Wasser, Meeresarm. 1242 erhielt Kiel die Stadtrechte. Der sturmsichere, natürliche Tiefwasserhafen sollte zum Stützpunkt im Ostseehandel werden. Die neue Stadt war gut zu verteidigen und hatte eine strategisch gute Lage.                     

Das Wappenzeichen der Grafen von Schauenburg, das Nesselblatt, und ein Schiff sind die Wahrzeichen Kiels. Es ist ebenfalls im Logo von Friendship Force Kiel enthalten.

Adolf IV von Schauenburg Plastik

Adolf IV von Schauenburg entsagte 1238 auf Grund eines Gelübdes der Macht und wurde Franziskaner. Plastik vor dem ehemaligen Franziskanerkloster in Kiel

Nesselblatt und Schiff
Nesselblatt und Schiff

Lange Zeit war Kiel ein beschaulicher Ort, war aber über 200 Jahre Mitglied der Hanse.

Hansekogge von 1380
Hansekogge von 1380, originaler Nachbau durch örtliche Bootsbauer auf der Grundlage eines Wracks in der Weser, Heimathafen und Liegeplatz ist Kiel  

Im Mittelalter entwickelte sich die Stadt zu einem Finanzzentrum. Der Adel machte Kiel vom 14. Jahrhundert an zum Ort eines von Skagen bis zur Elbe bedeutenden Kapitalmarktes. Auf dem alljährlichen “Kieler Umschlag” wurden Geldgeschäfte und Tauschgeschäfte abgewickelt. An den Umschlag erinnern Kaufleute unserer Zeit jeden Februar mit einem Volksfest. Der legendäre Bürgermeister Asmus Bremer, sein Gefolge und ein Kieler Umschlag Brautpaar bestimmen das Geschehen.

Kiel im Jahr 1762

Kiel im Jahr 1762, aus Stadtplanungsamt, Entwicklung von Kiel

Eine für die Stadt prägende Bedeutung hatte die Gründung der Universität im Jahre 1665 durch Herzog Christian Albrecht. Sie hat seitdem maßgeblich zum Ruf Kiels beigetragen und erlangte im 19. Jahrhundert eine besondere Rolle in Verfassungsfragen. Heute gehört die CAU zu den Top Ten Exzellenzuniversitäten in Deutschland mit 30000 Studenten. Weltweite Bedeutung haben das Institut für Weltwirtschaft und das Institut für Meereskunde: das Leibniz Institut.

Von 20 Ehrenbürgern der Stadt waren 8 Professoren der Universität.

Marinestützpunkt mit Gorch Fock

Marinestützpunkt, im Vordergrund das Segelschulschiff der Marine „Gorch Fock“

Den größten Wandel erlebte Kiel nach Einrichtung des Reichskriegshafen in und um Kiel. Innerhalb weniger Jahre wurde Kiel Großstadt mit 300.000 Einwohnern. Im Jahre 1918 ging die Revolution von Kiel aus; dies führte zur Ablösung des Kaiserreiches und zur Weimarer Republik.

Die Stadt litt stark unter den Folgen des Ersten Weltkrieges, darunter der weitgehende Abbau der Marine. Die Wirtschaft brach fast vollständig zusammen. Die spätere Hochrüstung unter dem nationalsozialistischen Regime brachte eine wieder sehr einseitige Ausrichtung der Stadt auf militärische Produktion. Als großer Militär- und Rüstungsstandort war Kiel im Zweiten Weltkrieg Hauptangriffsziel der alliierten Bomberflotten. Nach über 90 Bombenangriffen lag Kiel zu mehr als drei Vierteln in Schutt und Asche. Mahnmale erinnern heute an Krieg und Zerstörung: Es sind bleibende Stätten der Erinnerung. 

Unter britischer Besatzung wurde Kiel 1946 Hauptstadt des neuen, eigenständigen Landes Schleswig-Holstein der Bundesrepublik Deutschland.

Schild Landeshauptstadt Kiel
Foto Ramin
Kieler Rathaus am Kleinen Kiel

Kieler Rathaus am „Kleinen Kiel“, erbaut 1909 -1911,
und das Theater

Schnell entwickelte sich Kiel für die junge Bundesrepublik zu einem Tor in die internationale Gemeinschaft. Heute schmückt sich Kiel gerne mit dem Namen Kiel Sailing City. Ausgehend vom Kaiserlichen Yacht Club, befördert durch die Segelwettbewerbe der Olympischen Spiele 1936 und 1972 entwickelte sich der Segelsport auf der Kieler Förde in unvergleichlicher Weise. 

Dabei spielte die Kieler Woche mit ihrer festlichen und gleichzeitig lockeren Atmosphäre eine besondere Rolle. Die Kieler Woche zieht alljährlich Millionen von Besuchern an. Heute erzeugen Marinas, der Schiffsverkehr im Nord-Ostseekanal mit den Schleusen in Holtenau, viele Segler auf der Kieler Förde, die großen Fährschiffe und im Sommer große Kreuzfahrtschiffe und nicht zuletzt die Marine im Marinestützpunkt eine einzigartige maritime Atmosphäre.

Marina im Olympiahafen Schilksee
Marina im Olympiahafen Schilksee
Hafen in Holtenau
Hafen in Holtenau
Schiffe und Werften
Schiffe und Werften
Schleusen des Nord-Ostseekanals in Holtenau
Schleusen des Nord-Ostseekanals in Holtenau
Der Geistkämpfer von Ernst Barlach
Der Geistkämpfer von Ernst Barlach   Foto Ramin
Sehleute an Bord der Fähre Oslo-Kiel
Sehleute“ an Bord der Fähre Oslo-Kiel  Foto Rodriguez
Oslofaehre der Color Line läuft aus
Oslofähre der Color Line läuft aus   Foto FF Kiel
Abendstimmung im Hafen Holtenau

Abendstimmung im Hafen Holtenau  Foto Schubert

In den Jahren nach 1946 betrieb Kiel eine inoffizielle, aber effektive “kommunale Außenpolitik”, die zunächst in die skandinavischen Länder und später besonders in Richtung Osteuropa Kontakte bahnte. Städtepartnerschaften schloß Kiel mit Brest (Frankreich), Coventry (Großbritannien), Gdynia (Polen), Kaliningrad/Königsberg und Sovetsk/Tilsit (beide in der Russischen Föderation), Stralsund (Deutschland), Tallinn (Estland) und Vaasa (Finnland) sowie San Francisco.

Seit 1864 ist Kiel geprägt durch die Marine, durch Werften, Schiffbau und Industrie, aber auch durch die Universität mit ihren Instituten und den Segelsport.

Man kann sagen:

Kiel ist durch die Marine groß geworden,

durch die Revolution bekannt geworden,

durch die Kieler Woche aber weltberühmt geworden.

 

Kieler Woche
Kieler Woche